Ich weiß nicht ob ich noch ein Kind der 90er bin. Ich war ja kein Kind mehr. Aber ich zog in den 90ern von zuhause aus, war nicht mehr in der Obhut meiner Eltern. Ein neues Leben begann. Good Lord :-)! Auch modetechnisch. Bis dahin war ich sicher geprägt vom Modegespür meiner Mutter, weil sie für mich Klamotten kaufte, ob ich sie nun toll fand oder nicht. Weil ich Klamotten nicht bekam (Berkemann Clocks, die mit den Nieten (!!!) und Burlington Socken, ahhhhh das war eigentlich ein MUSS) , die ich haben wollte, weil sie ihr nicht gefielen. Aber was ich zugeben muß: Die Sachen, die ich im Schrank hatte und nicht anziehen wollte, hatte ich 2 Jahre später nicht mehr ausgezogen! Sprich, meine Mama war ihrer Zeit immer einen Tacken voraus, ich war up to date, was ich erst später zu schätzen wußte! Dass mich die Prägung meiner Mutter damals und bis heute begleitet, ist kein Wunder. FOURhang auf für meine Fotokiste und meinen persönlichen 90s Style.
Dass ich schon immer gerne mit der Klamotte gespielt habe, zeigte sich schon im Kindergarten.

Später berichtete meine Mama, dass ich mich ungelogen 5mal am Tag umgezogen habe und alles quer durcheinander gemixt habe – langer Rock über die Hose drüber, ich fand´s toll. Sie hat es hingenommen und es ist so wie heute :-)!
Dokumente aus meiner „richtigen Jugend“ (das wollt Ihr aber auch gar nicht wissen:)) habe ich hier nicht in Berlin, deshalb kam ich ja auf die Idee, den 90s Style zu Schau zu stellen.
90s Style an den Ohren und am Hals!
Aber nun war ich nach dem Auszug im Studium, traf meine eigenen Entscheidungen, traf auf allerlei unterschiedliche Leute und tobte mich aus, hatte also meinen persönlichen 90s Style. Meine Mama hatte immer und bis heute ein Faible für große Ohrringe und Ketten. Ohne Löcher natürlich, denn das ist ja Selbstverstümmelung :-). Erst 1995 habe ich mir in den USA Löcher stechen lassen, weit weg von zuhause und bis dahin nur Clips getragen. Als ich daheim anrief und sagte, dass ich mir einen großen Traum erfüllt habe, war der erste Satz aus Übersee: „Du hast Dir Löcher stechen lassen!“ Sie kannte mich gut genug :-). Übrigens meine ersten richtig tollen Stecker bekam ich dann auch von meinen Eltern zu Weihnachten <3. Die habe ich bis heute und sind kleine Kreolen, hahahaha. Man muß ja klein anfangen.

Ja und wer sagt’s denn? Ihr kennt mich! Habt Ihr mich schon mal mit richtig kleinen Ohrringen gesehen, ausser bei meinem vermurksten Shopping Queen Trip? Ich kann heute, ebenso wie Katrin, nicht ohne große Ohrringe aus dem Haus gehen. Das seht Ihr ja täglich auf Instagram. Und damals wie heute war es genauso….auch die Ketten die mich schmückten, hatten ein Statement!
Ohne Leo ging nichts im 90s Style!
Tja Leo. Abgesehen von meinem Namen….was ist das für ein Style, was für ein Look? Will man das Wildsein suggerieren? Was ist das? Damals und heute? Warum tragen wir das? Ich weiß es nicht. Dennoch habe ich es schon immer gerne gemocht. Meine Mutter habe ich allerdings damit nie gesehen? Habe ich mich freigeschwommen?

Ich habe keine Ahnung! Ich habe 3 Leomäntel im Schrank – hatte oder habe noch eine Hose (ich sollte mal nachsehen) und trage diese bewußt an Tagen, an denen ich mich leoartig fühle….sollte mal ein Psychologe analysieren :-).
Beim 90s Style war alles weit und es gab ein paar Sachen, die ich immer mal von Mama anziehen wollte!
Was ich ja schon immer mochte, sind weite Klamotten, wie meine Mama! Je nach Körperfülle, das seht Ihr ja auf den Fotos, variierte ich in den letzten Jahrzehnten – bis vor 9 Jahren (seit dem ist alles paletti)! Von der Brigitte Diät, die Brigitte war das Haus- und Hof Magazin, über Stefanello Eisdiät (das war die örtliche Eisdiele!), habe ich alle Schlankheitskuren ausprobiert, mit dem nicht erwünschten Jo-Jo-Effekt! Ich habe einfach meinen Kopf nicht eingeschaltet! Aber meine Waden waren immer schmal! Also hieß die Devise: Obenrum voluminös und unten schmal! Die Mama mag sie es mittlerweile eher total weit! Sie hatte tolle Teilchen, die ich mir einfach gemopst habe, von Silla, einem damaligen spanischen Label, bis zu einem Jil Sander Jacket, das allerdings tailliert war… ich habe es geliebt, denn es passte immer, egal ob mit 3 Kilo mehr oder weniger auf den Rippen. Quality counts!

Tja, und was passiert, wenn Muttern ein Outfit trug, das heute mehr als super hip ist?
Es gibt ein Outfit das meine Mutter trug – sie meint es sei Ende der 70er Anfang der 80er gewesen (+/- 10 Jahre bei ihr). Der Anlass war der Juristenball! Ich habe es irgendwann mitgenommen in der Hoffnung, dass ich IRGENDWANN mal reinpasse. Das kann echt nicht wahr sein, dass die Mutter sooooo ein Feger war und so eine Figur hatte!!! Muss aber. Als ich jung war, habe ich der Tatsache wohl leider keine Beachtung geschenkt. Das tut mir heute leid, denn wer hat denn schon einen soooo steilen Zahn als Mutter?! Immer wieder, wenn ich auf Mottoparties wie 80s/90s Style eingeladen war, probierte ich das Outfit an. Ohne den ganzen Abend Luft anzuhalten, war mir das nicht möglich …also zurück in den Schrank. Meine Freundinnen, die mich bei solchen Parties um Rat fragten….keine Chance…selbst die Schmalsten…! Aber gerade passt es! Hurra! Ist das nicht ein Look, der heute perfekt zu vertreten wäre? Kracher! Mama, Du coole Socke

Ein Look, der keine elterliche Prägung hatte – sondern nur ich war!
Es war vor exakt 25 Jahren. Ich war mit meinem damaligen Freund auf einer Hochzeit seiner Internatsfreundin eingeladen. Ich, Kind vom Land, keine Ahnung von Internaten und ich wollte toll aussehen, keine Frage. Kurz davor, meine Mutter war in Berlin, hatte Mitleid mit mir (die Geschichte, die sich an ihrem 50. Geburtstag auf dem Ku’damm abspielte, will ich zu meiner Schmach nicht weiter ausführen:-)))))) und ging mit mir einkaufen. Ich bekam für die besagte Hochzeit ein Mega-Outfit für die Kirche. Aber was hatte ich für abends? Ich war eine Studentin, die ihre Zeit im Reitstall verbrachte…von Abendrobe also keine Ahnung. Gut, ich ging los und kaufte mir ein hammergeiles Outfit für den Abend. Der Männe damals empfahl mir den In-Friseur…somit konnte ja nix schief gehen….dachte ich mir!
Das 90s Style Desaster nahm seinen Lauf
Samstag morgen also zur Coiffeur, Haare machen, ins frisch von den Eltern gesponserte Armani Outfit (leider keine Dokumentation vorhanden) und nach der Kirche dann zum Schläfchen nachhause. Die Betonfrise hielt. Dann schnell in mein frisch erworbenes Abendoutfit und ich fand mich toll. Als es an der Tür klingelte und ich die Treppe der herrschaftlichen Wohnung runtertrat (WG mit einer alten Dame, wohlbemerkt!!!!), sagte der damals Liebste: „OMG, siehst Du abscheulich aus!“ Autsch! Aber selbstbewußt wie ich war, heute vielleicht nicht mehr, dafür stilbewußter, schritt ich ihm entgegen und der Veranstaltung ebenso. Bis auf eine Person beachtete mich niemand. Der einzige, der mich toll fand (und behauptete, dass er das Outfit auf einer Modenschau gesehen hatte ;-)) war damals und ist bis heute einer meiner engsten Freunde!!!! Aber seht selbst: Ich glaube, Ivana Trump hätte mich toll gefunden, hahahaha!!!

Es gibt keinen Kommentar dazu – es war grotesk!
Aber witzigerweise hat meine Mama diese Outfit über Jahre im Keller in einem Schrank aufbewahrt, bis es verschimmelte. Sie meinte, das gehöre zu mir. Dafür liebe ich sie. Egal, was ich anhatte, sie hat entweder herzhaft gelacht, mich zu meinem Mut beglückwünscht und heute hört sie manchmal auf mich…eine Prägung von ihr habe ich bekommen! Mut zur Farbe! Mut zum Statement! Aber den Stil muß man sich alleine erarbeiten. Wie Ihr seht, dauerte das eine Weile. Jetzt bin ich da wo ich mich wohl fühle und das ist auch gut so. Aber richtungsweisende Zeichen helfen manchmal. Danke Mama!