Jetzt seid mal ehrlich! Wenn Ihr in Eurem Freundes- oder Familienkreis über den Bedarf einer Zwischensaisonjacke schwadroniert, fällt 100% das Wort oder die Frage: Du meinst also eine Übergangsjacke wie Onkel Horst (Name ist natürlich frei erfunden)? Jaaaa, ich kenne diese Aussage. Ich habe auch Bilder im Kopf, von leberwurstfarbenen Jacken, mit Reißverschluß und Gummibund an der Hüfte, heute würde man ja Bomberjacken dazu sagen. Jupp, und ich habe mich der Herausforderung bei der Suche einer welchen gestellt. Gerne könnt Ihr mich danach Tante Erna nennen, wenn es danach aussieht. FOURhang auf!
Erinnerungen an die Übergangsjacke:
Ich bin im Dorf aufgewachsen, also in einem 3000 Seelen Örtchen. Damals gab es den Coop, den Metzger Kienzle, die Buchbinders Gretel und den Schwenk. Der Schwenk, tja, das war das Shoppingeldorado, wenn man das so sagen konnte. Vor Schulbeginn war der Schwenk die Anlaufstelle für alle Schulutensilien. Jedes Geschenk zu Kindergeburtstagen wurde dort gekauft und: Man glaubt es kaum, es gab auch Klamotten. Also quasi der Zara in unserem Kaff. Nur: Dass ich in der Mode-Ecke nie jemanden gesehen habe, der nicht uralt war. Also für meine damals jungen Lenze. Und ich werde nie vergessen, wie ein älteres Paar in den Schwenk schlenderte, während ich heimlich die Bravo in der Schreibwaren-Ecke las und der Bedarf einer Übergangsjacke für den Herrn verkündet wurde. Was dann geschah: Die rührige Frau Schwenk verschwand irgendwohin, kam mit einer (siehe oben) nichtfarbenen Jacke in Zeltgröße zurück. Die Ehefrau schnappte sich das gute Stück und drängte sie dem Gemahl geradezu auf. Widerwillig zog er das Polyesterteil über, zog anstandsgemäß den Reißverschluß zu, zog die Jacke über seine Hüften und Bauch, stellte sich vor den Spiegel und die Gattin und Frau Schwenk guckten sich nickend an, mit dem Fazit: „Also, Ihr Moa ko des Jäggle subba draga. On die Größ braucht´r au!“ Der Mann wurde gar nicht weiter gefragt, der Kauf war getätigt und somit hatte ich ein Bild im Kopf, bis heute: Alte Männer, mit Übergangsjacken, haben quasi gar keine eigene Meinung, aber dafür ein Herrenhandtäschchen. Denn das Nichtkleidungsstück, braucht man einfach zwischen Sommer und Herbst oder Winter und Frühling. Komme was wolle. Und was ist mit uns Frauen?
Jacke oder Mantel? Ja, was denn nun!?
Mittlerweile ist bekannt, dass ich einen Großteil meiner Zeit im Zug verbringe und viel vom Bahnhof ins Hotel, Büro oder nachhause hetzte. Und wenn in Berlin das Wetter um 6 Uhr montagmorgens noch großartig ist , kann es, wie neulich in Bamberg aus Kübeln schütten. Ich war frisch gefönt, die Frise sass, hatte 2 Minuten Fußweg zu meinem Hotel und sah aus wie LaToya Jackson mit Gefrierbrand, denn meine beiden Schirme lagen trocken im Auto auf dem Hotelparkplatz. Nun, ich bin ja eine passionierte Strickmantel Sammlerin, besitze für den Winter eine noch nagelneue Camouflage-Daunenjacke, habe Fake-Fur Mäntel, wenns mal richtig kühl ist, aber eine dünne, praktische, wasserabweisende Jacke, die man einfach so drüberschmeissen kann, besaß ich nicht. Bis jetzt! Erst war ich auf der Suche nach einem Regenmantel. Irgendwie fand ich einen Ostfriesennerz echt cool. Es gibt ihn ja nicht nur in gelb! Aber nee, nur dieses Gummigelumpe wollte ich auch nicht anziehen. Dann gibt es noch richtig coole Styles von Regenmantelspezialisten aus Norwegen. Aber ich gebe doch kein Vermögen aus für eine Klamotte, die so ein „Gschmäggle“ für mich hat.
Also weitersuchen…Und dann lief mir dieses Stück über den Weg. Mein Schnitt: A-Form, Schlitze an der Seite, kein Bündchen an der Hüfte, feine kleine Akzente, wie ein gestreiftes Innenfutter in der Kapuze. Und regenfest! Jawoll! Ich war im Besitz einer Übergangsjacke und bin ziemlich begeistert, wie wandelbar sie ist. Dazu kommt noch, dass ganz prächtig dicke Pullis darunter passen.
Das perfekte Reiseoutfit
Wenn es dann wirklich regen sollte, wenn ich mit Köfferchen, Laptoptasche und Handtasche den Zug verlasse, bin ich bestens gerüstet!
Ziemlich viel Zara ist in meinen Looks vertreten: Slouchy-Pants, Lurex-Pullover, Regenjacke Die tolle Tasche ist von Zoelu: Taschenkörper in cognac und die Wechselklappen kann man sich aussuchen. Alles ist variabel!
Und dann gehts im Übergangsjäckchen zur Arbeit
Wie bereits erwähnt, die Jacke passt zu allem. Ob zur blumigen Palazzohose mit langer Streifenbluse mit Stehkragen, ob Sneaker oder wie ich in Slingspumps. Durch den Schnitt, kann man die Jacke richtig stylen. Ich mag es ja richtig weit, aber wer es sich leisten kann, kann auch die Jacke mal vorne in die Hose oder Rock stopfen. Das kann ich mir auch richtig gut vorstellen. Tja, weit weg vom Schwenkschen „Find“ in meinem Dörfchen, oder?
Wieder etwas Zara: Streifenbluse, Jacke, Slingspumps sind auch schon älter Hose ist leider schon alt. Die Tasche ist auch von Zoelu, dieses mal in Schwarz und mit der Freaky Friday Wechselklappe
Ich finde, man müsste der ganzen Geschichte einen anderen Namen geben. Übergangsjacke hat einfach eine Konnotation, die nicht wirklich modisch positiv besetzt ist. Aber was ist es denn nun? Eine Regenjacke? Ein Blouson? Wisst Ihr was, es ist wurscht. Neben Leberwurstbrot mit Gurke, liebe ich nun auch meine Leberwurstjacke. Und wenn der Gatte aus dem Schwenk damals auch so ein cooles A-Teil übergezogen hätte, dann wäre er auch sicher heiterer durch den Herbst gelaufen und seine Frau hätte ihn für bekloppt erklärt.
Hoffe, Ihr wandert trockenen Hauptes durch den Spätsommer! Seid Ihr nun #teamerna oder #teamleonie? 😉