Mit 500 Euro Shoppen gehen und das in 4 Stunden! Eine tolle Begleitung dabeizuhaben und dann auch alles noch in Berlin? Das dürfte doch eigentlich kein Problem werden, dachte ich mir, nachdem ich mich seit gefühlten 100 Jahren endlich habe breitschlagen lassen und mich entschieden habe bei Shopping Queen mitzumachen. Natürlich ist die größte Hürde das Motto. Aber hey, ich bin ein Modemädchen und kann mit jedem Motto was anfangen! Ahhh, Hochmut kommt vor dem Fall :-)! Denn, ein eigentlich profanes Motto stellte mich dann doch vor größere Herausforderungen. Bereit für meine persönliche Shopping Queen Erfahrung? Dann steigt mal mit mir in den Bus: FOURhang auf!
Ich hatte schon meine Gründe, warum es in den letzten 7 Jahren (seit Beginn von Shopping Queen) nicht schon eher meine persönliche Shopping Queen Erfahrung gab, denn ich wollte mich einfach nicht so präsentieren. Mein Klamottenstil ist schon manchmal etwas speziell. In ein klassisches Muster bin ich nicht zu stecken. Bin weder der romantische, klassische oder total ausgeflippte Typ. Ich mische immer alles zusammen. Das muß man mögen, damit muß man umgehen. Und ich wollte mich einfach nicht, wegen unberechtigter Kritik, weil vielleicht der goldene Reißverschluss der Tasche nicht zu einem silberfarbenen Ohrring passt („noch nie was von bi-color gehört, oder was?) den geneigten Kandidatinnen und auch Zuschauern zum Fraß vorwerfen. Mittlerweile kann ich darüber stehen, deshalb war ich dabei.
Wer kommt da eigentlich zu mir in die Wohnung?
Aber eine gewisse Panik, dass meine Mitstreiterinnen nicht auf Augenhöhe sind, hatte ich schon. Diese Panik war unbegründet. Mit Johanna, Elinor und Susi hatte ich eine Berliner Runde à la bonne heure! Johanna, eine selbstbewußte junge Frau, mit unglaublichem musikalischen Talent (singt und spielt 5 Instrumente!!!), Studentin und auch noch Vielseitigkeitsreiterin höchster Klasse. Elinor, Balletttänzerin der Berliner Staatsoper, Deutscher und Komischer Oper, Französin mit dem entzückendsten Akzent ever und mit einem trockenen, überraschenden Witz. Und Susi, leitende Krankenschwester der Kinderintensivstation eines Berliner Krankenhauses. Puhhh, das muß man erstmal verdauen. Diese täglich, oft tragischen Schicksale von Neugeborenen… damit habe ich normalerweise keine Berührungspunkte. Und dabei ist Susi noch eine witzige, herzliche und emphatische Person! Also ich war im Glück, als ich am ersten Tag die Damen auf Johannas Sofa in Augenschein nehmen dufte. Wir alle 4 hatten was zu sagen, uns was zu erzählen und es kam nie ein peinliches Schweigen auf, weil man den anderen vielleicht doof fand.

Jetzt fehlt nur noch das Motto:
Soweit so gut. Die Runde war super. Ich war guter Dinge. Jetzt fehlte nur noch das Motto. Ach was kann denn schon passieren? Erotisches Fotoshooting war einige Wochen vorher dran – wäre auch eine schlimme Shopping Queen Erfahrung! Der Kelch ist also an uns glücklicherweise vorbei gegangen. Leider auch das Thema „Greife zur Schleife“ – Schluppenblusenalarm – das wäre ja mein Traummotto gewesen. Hochgeschlossen, schick das Schleifchen drapiert. Jupp, das ist Leonie. Selbst mit dem Thema Gummistiefel im Stadt-Dschungel hätte ich gut umgehen können! Statt dessen, hat mir „Uns-Guido“ eine modetechnische Watschn gegeben: „Waghalsig: Stelle mit Deinem V-Ausschnitt alles auf den Kopf“. Es klingt für viele einfach, profan und echt nach einer geringen Herausforderung. Ich allerdings, trage NIE V-Neck. Wenn, dann habe ich eine hochgeschlossene Bluse drunter, wie bei meinem Strickpullover-Special, aber waghalsig, sexy – das bin nicht ich. Ich war unglücklich und im Kopf fing es an zu rattern. Sollte meine Shopping Queen Erfahrung gleich so scheitern? Am ersten Tag, weil mir das Motto so gar nicht zusagte? Die Mädels um mich herum waren ganz beglückt, strahlten in die Runde – ich schüttelte den Kopf. Erste Überlegungen der anderen, V-Ausschnitt vorne oder hinten (Bitte? Auch das noch?), Hauptsache tief, es wurde immer besser. Ich sehnte mich zwar nach dem Gummistiefel-Motto, aber ich mußte jetzt da durch. Ich war schließlich am 2. Tag dran.

Meine persönliche Shopping Queen Erfahrung: Die V-Neck Stolperfalle:
Johanna, die Erste in der Runde, hat mich mit ihrer Präsentation am Vortag echt sprachlos gemacht hat. Moderner hätte man das Thema nicht interpretieren können. Für mich ein perfekter Berlin-Style, der mich sofort die 10 Punkte Tafel zücken ließ. Das Mädel hatte echt vorgelegt! Chapeau!
Den Damen hatte ich zuhause einen kleinen Flohmarkt eingerichtet, in dem sie stöbern und bei Gefallen auch was erwerben konnten. Das Geld habe ich natürlich nicht behalten, sondern an Be an Angel gespendet, eine Berliner Flüchtlingsorganisation. Nicht nur Eli, Susi und Johanna sind fündig geworden, sondern auch unser Produktionsteam. Der Knaller war echt Nico, der Tausendsassa mit eigener Webtalkshow, unser Realisator, der uns dann auch beim Shoppen begleitet hat. Er kaufte allen Ernstes meine Hamburg Cowboy Damen-Jacke :-)! Aber ihm stand sie – no doubt about it!

Aber zurück zum Motto:
Erst das V-Neck und dann sehen wir weiter – is klar!
Meine Geheimwaffe Tanja Bülter, meine Shoppingbegleitung, beruhigte mich sofort, als sie von der Waghalsigkeit des Mottos erfuhr. Klar, sie trägt das ja auch ständig! Aber ihr Optimismus tat gut.

Der erste Laden wurde angesteuert, die wunderbare Boutique Artina Berlin. Sofort fanden wir einen oversized Strickpulli mit V-Ausschnitt in zartem Rosé. Den Pulli habe ich übrigens schon in 2 anderen Farben, aber ich style ihn immer mit was drunter! Und sofort hatte ich einen Carrie Bradshaw Look um Kopf: Kleid drunter oder einen Tüllrock? Auch den gab es in dem Laden. Hurra, das läuft doch! Der Look stand – ich war kaum davon abzubringen. Ab in die Kabine, leider habe ich bei der Anprobe keine Schuhe getragen, ohne Absatz und ich kleiner Zwuckel!! Fehler!! Mit dem Ergebnis, dass ich blass wie eine Kalkwand in dem Pulli hing, mein Gott, das war so nackig am Hals, der Tüllrock mich unförmig und voluminös präsentierte – nix hatte Form – wo war die Carrie geblieben??? Okee, das war nix. Aber irgendwie hielt ich an dem Pulli fest – war vermutlich gewohntes Terrain. Ich fand eine Samttasche und eine bezaubernde Flamingo-Pailetten-Brosche. Aber nix für drunter und meine Kreativität im Eimer. Völlig von der Rolle. Ganz seltsam. Mir kann man normalerweise 5 Kleidungstücke anbieten und ich baue daraus 5 verschiedene Styles. Aber an dem Tag war ich mit dem farblosen V-Ausschnitt-Pulli völlig überfordert.
Wenn dann alles aus dem Ruder läuft:
Ab in den nächsten Laden: TKMaxx. Großes Gewühle, aber große Auswahl, war die Devise. Wenn man Glück hat, bekommt man dort alles: Klamotten, Schuhen und Schmuck von tollen Labels. Gott sei Dank hatte ich Tanja an Bord, die mit ihrem Adlerauge sofort einen bordeaufarbenen Lederrock fand. Gar nicht erst in die Umkleide, das dauerte mir zu lange, sondern gleich zu den Schuhen. Jetzt richtige coole Hacken finden, damit ich daraus noch irgendeinen mega Look bauen kann. Ich fand nix – also gar nix.

Am Ende, Notlösung, ein paar flache rosé Samtsneaker, auch noch in der falschen Grösse, aber ich brauchte ja was an den Flossen. Der Fatalismus setzte so langsam ein. Ab zu den Accessoires: Große Ohrringe, richtige Brummer, eine Kette, die den Fokus auf das Dekolleté setzt, den Flamingo aber nicht ausbootet. Das ist die Lösung! Jawoll, ich hatte wieder Aufwind. Am Schmuckstand gab es nix was mir richtig gefallen hat. Ketten? Nix, was gepasst hätte? Ohrringe, alles scheußlich und vor allem nicht Statement. Also gab es die mikrokleinsten Stecker, die ich je besessen habe und das ich!? Etwas roségoldenen Armschmuck, das wars. Ausbeute war mehr als mager und tat nix für meinen Look. Dass ich zu allem Überfluss auch noch einen BH kaufen mußte, weil der Pulli etwas transparent war und ganz Deutschland nun meine Körbchengröße weiß, war mir mittlerweile Wurscht. Ab zur Kasse! Tanja bestärkte mich immer wieder, dass das ein guter, süsser Look wäre, eine Wahnsinnsfreundin, aber ich war noch nicht überzeugt. Und nun?
Last Chance: Die Hacken müssen es nun rausreißen:
Zeit hatten wir noch und auf meiner Shopping Liste noch einen Schuhladen. Dass ich in die Sneaker meine Füsse irgendwie reinpressen kann, denn es war ja nicht meiner Größe, war klar, aber Hacken wären schon cool. Dann gucken die Mädels und Guido vielleicht auf die Beine und nicht auf meinen blassen Ausschnitt! Soana, war my last Chance. Samt, Baby, Baby es gab Samt! Mega Plateau-Sandalen haben wir runtergesetzt gefunden, in dunkelrot. Eigenwillig, aber zu dem Lederrock und dem Rot vom Flamingo passt der Farbton toll. Ach ich war happy – rein theoretisch. Denn im Ganzen habe ich das ja noch nicht gesehen habt. Die Kette fehlte immer noch, aber vielleicht, vielleicht sieht es zusammen ganz passabel aus?!
Wir hatten also noch 50 Minuten für den Friseur. In Anbetracht der fehlenden großen Ohrringe, kam eine Hochsteck-Frise nicht in Frage, die Kette fehlte immer noch und mein lieber Haarmeister hatte auch kein Ausschnittgebaumel in der Schublade. Also wurde aus meinen glatten Haar eine 80er Jahre Sue Ellen oder 3 Engel für Charlie Gedächtnisfise. Na wenn es einmal läuft! Hahahaha. Nägel wurden an Händen lackiert und pro forma auch an den Zehen, denn welche Schuhe würden denn das Rennen machen? Man mußte ja vorbereitet sein!
Showtime: Aus Carrie wurde Farrah Fawcett auf dem Weg ins Café am Samstagnachmittag
Anziehen mußte ich mich jetzt alleine. Der Pulli passte zum tollen Lederrock, das ist schon mal Fakt. Der Flamingo war meine emotionale Stütze, denn der lenkte irgendwie den Blick auf den V-Ausschnitt. Die Kette fehlte immer noch, die Ohrringe sah man gar nicht – wie auch bei der Wuschelfrisur, die ich aber wirklich witzig fand! Und jetzt die Schuhe. Sneaker an, aus, Samt-Plateau an, aus. Neee – das wurde kein Look. Mit den Hacken hätte ich mich auch an die Kurfürstenstrasse stellen können, das war gewollt und nicht gekonnt. In meinem Trendreport Samt machen die Schlappen ne tolle Figur, aber nicht so! Also dann doch die Sneaker. Gut, einmal durchatmen und Schultern zurück. Apropos Schultern zurück. Der Push-up, den mir Tanja in die Hand gedrückt hat, machte aus meiner üppigen Oberweite noch mehr – aber das war jetzt auch egal. War ich dann doch eher Dolly Parton?
Fazit meines persönlichen V-Neck-Gates:
Aus meinem Carrie-Bradshaw Tüllrock-Look wurde ein Look, mit dem ich Samstagnachmittag nach meiner Einkaufstour ins Café gehe, um mit meiner Freundin einen Cosmo zu trinken. So oder so ähnlich. Dass der V-Neck so sehr meine Stolperfalle werden würde und ich dann ausgerechnet bei den Schuhen scheitere, hätte ich mir so nie träumen lassen. Jeden Tag habe ich modetechnisch Gas gegeben, was bei meinen Kolleginnen und auch bei Guido eine gewisse Erwartung geschürt hat – zurecht, aber ich konnte es für mich nicht erfüllen.
Zuhause habe ich noch einen Tüllrock und ich ließ es mir nicht nehmen, doch meinen persönlichen Carrie-Look mal nach zu bauen. So, hatte ich mir das vorgestellt – aber wir sind ja hier nicht bei Wünsch Dir was :-).
Ich bin ungeheuer dankbar, über die wahnsinnig lieben Kommentare, die ich nach der Ausstrahlung bekommen habe, man hat mich eben mal live erlebt und ich vielleicht mit dem Look auch mal eine andere Seite gezeigt. All in all – ich hatte eine super Shopping Queen Erfahrung mit den Mädels und dem gesamten Team.

Nachdem ich nun vor 10 Jahren beim Perfekten Dinner mitgemacht und nun auch meine Shopping Queen Erfahrung gemacht habe, bin ich erstmal durch und suche mir meine täglichen Motti lieber selbst aus! Oder, wenn Ihr Lust habt, sagt Ihr mir doch mal ein Motto, das ich erfüllen muß! Ich würde mich glatt der Aufgabe stellen! Bis ganz bald wieder auf diesem Kanal!